Aus der Praxis in die Lehre

n.kessler_2Vier Tage Unterricht für angehende Übersetzer im Bachelor-Studiengang an der Hochschule Würzburg sind für mich jedes Jahr eine neue Herausforderung. Vor vier Jahren wurde ich gefragt, ob ich das Modul „Unternehmerische Basiskompetenz“ übernehmen könnte, da ich ja seit langer Zeit als freiberufliche Fachübersetzerin tätig bin. Und so tausche ich seither einmal im Jahr meinen Schreibtisch gegen ein hochmodernes Medienpult.

Unternehmerische Basiskompetenz
Während die für eine freiberufliche Tätigkeit wichtigen Themen wie Kostenkalkulation, Auftragsabwicklung, Marketing und Zeitmanagement relativ naheliegend sind, ist die Frage, wie man jungen Studierenden all diese Inhalte vermittelt, schon deutlich schwieriger. Einerseits soll ein realistisches Bild des Berufes und der Herausforderungen einer Selbstständigkeit aufgezeigt werden, andererseits soll der Berg, vor dem die Studierenden nach Abschluss ihres Studiums stehen, nicht zu hoch wirken.

Wissensdatenbank
Statt eines Skriptes, das ausgedruckt, abgeheftet und nie mehr angeschaut wird, bauten wir in diesem Jahr auf der E-Learning-Plattform der Hochschule eine Wissensdatenbank auf. Dort finden sich nun Basiseinträge zu allen wichtigen, im Kurs behandelten Themen. Und in ein oder zwei Jahren, wenn tatsächlich eine Selbstständigkeit ansteht, ist die Motivation vielleicht größer, sich die einzelnen Einträge noch einmal gezielt anzuschauen und sich so das Erlernte wieder ins Gedächtnis zu rufen.

(Kunden)-Feedback einmal anders
Von der Hochschule wurde in diesem Jahr mein Seminar für die regelmäßig vorgenommene Evaluation ausgewählt, und so war ich natürlich gespannt, wie „meine“ Studierenden die Idee der Wissensdatenbank und meinen Unterricht generell beurteilen. Die vielen positiven Bewertungen haben mich sehr gefreut. Betont wurde auch immer wieder, wie hilfreich und interessant es war, „einen Einblick in das Leben einer freiberuflichen Übersetzerin zu erhalten“.

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Interkulturelle Kompetenz beim Simultandolmetschen

Interkulturelle Kompetenz beim SimultandolmetschenKulturelle Unterschiede verschwinden nicht, nur weil sich Kommunikationsbeteiligte mit unterschiedlichen Muttersprachen einer gemeinsamen Sprache – meist des Englischen – bedienen. Im Gegenteil kann dies sogar sehr leicht zu Missverständnisse führen. Als Dolmetscher wissen wir das grundsätzlich. Doch sind wir uns dessen auch wirklich immer bewusst? Meine Kollegin, Diplom-Dolmetscherin Regina Prokopetz, hat sich in ihrer Masterarbeit näher mit diesem Thema auseinandergesetzt und ihre Ergebnisse in einem Fachartikel zusammengefasst.

Die kulturelle Brille
Interkulturelle Kompetenz beginnt beim Bewusstsein für die eigene Kultur, für die kulturelle Brille, durch die jeder einzelne von uns die Welt betrachtet. Erst wenn wir in der Lage sind, diese Brille abzunehmen und bewusst eine andere aufzusetzen, sind wir zu einem Perspektivenwechsel in der Lage. Dann werden wir uns bei der Vorbereitung auf einen Dolmetscheinsatz auch mit der Kultur der jeweiligen Vortragenden auseinandersetzen. Je mehr wir über deren kulturelles Umfeld wissen,  desto besser können wir der Logik der Redner folgen.

Kulturelle Anpassungen in der Dolmetschkabine
Ist das überhaupt machbar? Natürlich kann man nicht über alle Kulturen dieser Erde Bescheid wissen. Wenn man Zuhörer aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen hat, was vor allem bei Englischdolmetschern häufig der Fall ist, sind die Möglichkeiten der Anpassung sicherlich begrenzt. Je nach Sprachkombination hat man aber oft auch einen kleineren bzw. kulturell relativ kohärenten Kreis von Zuhörern, wo Anpassungen durchaus vorgenommen werden können.

Wirkungsäquivalente Kommunikation
Ein Bewusstsein darüber, ob ein Kommunikationsstil direkt oder indirekt, zirkulär oder linear ist, ob z.B. eine laute oder leise, hohe oder tiefe Stimme als angenehme empfunden wird, oder eine Aussage gegen kulturelle Konventionen verstößt und daher „abgeschwächt“ werden sollte, trägt ganz sicher zum Erreichen einer effektiven, wirkungsäquivalenten Kommunikation bei. Kulturellen Anpassungen sind beim Simultandolmetschen Grenzen gesetzt, aber „Platz für interkulturelle Kompetenz ist in der kleinsten Kabine“, so Regina Prokopetz.

Quelle: „Platz für Kulturvermittlung“, Artikel im MDÜ 2|2015 von Regina Prokopetz.

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Lyrik in Sachtexten

Lyrik1Die Ode an einen neu errichteten Brunnen oder das Gedicht eines unbekannten Dichters, das die Stimmung eines Kunstwerks besonders gut beschreibt – auch Übersetzungen von Sach- und Fachtexten warten bisweilen mit solchen Herausforderungen auf.

Analyse
Lyrik zeichnet sich vor allem durch eine besondere Form, einen Rhythmus und ihre Ausdrucksstärke aus. Hinzu kommt bei einem Gedicht, das ganz bewusst in einen anderen Text eingebettet wurde, eine enge Verbindung zu diesem Text. Diese kann auf der begrifflichen oder der inhaltlichen Ebene liegen. Daher muss vor dem Übersetzen des Gedichtes eine sehr intensive Analyse des Gedichts stehen. Im formalen Bereich ist es die Frage nach dem Reimschema und anderen Stilmitteln. Gibt es einen bewusst gewählten Rhythmus, eine Melodie in dem Gedicht? Sind Wortspiele oder sprachlichen Besonderheiten zu berücksichtigen? Und nicht zuletzt muss die Frage beantwortet werden, warum genau dieses Gedicht für genau diese Textstelle gewählt wurde.

Übersetzung
Sind diese Rahmenbedingungen geklärt, beginnt die kreative Arbeit und das Ausloten der sprachlichen Möglichkeiten in der Zielsprache. Manchmal ist es besser, auf ein Element zu verzichten, um an anderer Stelle ein passendes Element hinzuzufügen. Jan Wagner, Lyriker und Übersetzer, formuliert es so: „Man muss seinem Autor gelegentlich untreu werden, um ihm treu bleiben zu können.“1 Gewissermaßen ein ‚translatorisches Paradoxon‘, das bei der Übersetzung von Lyrik in Sachtexten noch um die Schwierigkeit erweitert wird, dass der Bezug zum Haupttext keinesfalls verloren gehen darf.

Wirkung
Gerade bei solchen Übersetzungen finde ich es immer sehr hilfreich, mir diese Textpassagen laut vorzulesen. Zunächst bekomme ich dadurch ein Gefühl für das Gedicht in der Ausgangssprache. Und wenn dann die Übersetzung fertig ist, lässt sich so überprüfen, ob der Text fließt und eine Wirkung wie der Ausgangstext entfaltet.

1 Jan Wagner: Lyrik übersetzen – kann das nur ein Lyriker?, in: Katrin Harlaß (Hrsg.): Handbuch Literarisches Übersetzen, BDÜ Fachverlag, Berlin 2015, S. 50
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Übersetzerischer Mut

n.kessler_1Übersetzte Texte sollen – vor allem im belletristischen Bereich – den Geist der Originaltexte atmen. Aber sie sollen sich auch wie ein guter deutscher Text lesen. Es ist daher immer ein schmaler Grat, auf dem Übersetzer und deren Lektoren wandeln. Dennoch gibt es auch einige objektivierbare Kriterien, anhand derer man die Qualität der eigenen Arbeit überprüfen kann.

Übersetzungen lektorieren
In dem Seminar „Übersetzungen zielsicher redigieren“ an der Akademie der deutschen Medien ging es um diese Kriterien. Und zusammen mit elf weiteren Teilnehmerinnen übte ich den kritischen Blick auf Übersetzungen. Die Referentin Christiane Buchner gestaltete die zwei Tage sehr praxisnah. Obwohl im Mittelpunkt eher belletristische Texte standen, konnte auch ich als Übersetzerin von Fachtexten und Essays sehr davon profitieren. Betrachtet wurde immer das Sprachenpaar englisch -> deutsch. Welche typischen Fallstricke ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen grammatikalischen Strukturen? Welche Formulieren lassen einen deutschen Text nicht falsch, aber eben auch nicht idiomatisch klingen?

Übersetzung im Geist des Originals
Oft hilft es schon, die Informationen im übersetzten Satz neu zu ordnen, um den inhaltlichen Schwerpunkt für den deutschen Leser an die richtige Stelle zu bringen, oder schwerfällige Passagen entweder in mehrere Sätze aufzulösen oder eines der praktischen deutschen Modalpartikel zu verwenden. Auch bei der Übertragung der im Englischen so beliebten Doppelung von inhaltsgleichen Worten oder der oft eher farblosen Verben ist übersetzerischer Mut gefragt. Wem es gelingt, sich hier vom Ausgangstext zu lösen und mit einer typisch deutschen Formulierung Stimmung und Anliegen des Originaltextes zu vermitteln, der schafft eine Übersetzung im Geist des Originals – genau das Ziel einer guten Übersetzung!

Es waren zwei inspirierende Tage mit vielen praktischen Tipps zur kritischen Überprüfung der eigenen Übersetzungsarbeit und bereichernden Diskussionen über einzelne konkrete Passagen, für die im normalen Arbeitsalltag leider oft auch viel zu selten Zeit ist.

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Techtextil 2015

Techtextil2Haute Couture auf einer Industriemesse – die aktuelle Techtextil 2015 in Frankfurt am Main macht es möglich. Eine Abendrobe mit Leuchtdioden, die das Kleid wie ein Sternenhimmel funkeln lassen, oder ein Mantel aus Agro-Textilien – die Studierenden der Textil- und Bekleidungstechnik an der Hochschule Niederrhein verbanden innovative Textiltechnologie mit ausgefallenen Modeideen.

Textilien für den Bau
Aber nicht nur für die Mode taugen die neuen textilen Werkstoffe, auch in der Architektur finden sie zunehmend Verwendung. Als Übersetzerin für Texte aus dem Bereich Bauwesen war der Besuch der alle zwei Jahre stattfindenden Techtextil-Messe daher eine hervorragende Ergänzung zu dem Seminar über das Thema, an dem ich vor drei Monaten teilgenommen habe.

Blick in die Zukunft
Ein Messebesuch ist nicht nur eine gute Möglichkeit, auf die eigene Dienstleistung aufmerksam zu machen. Man kann auch die innovativen Materialien „live“ erleben. Darüber hinaus sind an den Ständen der Firmen interessante Gespräche über Funktionsweisen, Herstellungstechniken und Anwendungsgebiete möglich. Dies erweitert das eigene Fachwissen, hilft terminologische Fragen zu klären und lässt manchmal auch einen Blick in die Zukunft zu. So etwa, dass Forscher der TU Dresden und Hersteller gerne bis zum Jahr 2020 den Anteil von Textilbeton bei 20% des verbauten Beton sehen würden, … und natürlich was modemäßig so angesagt ist.

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Erfahrungen aus dem Ehrenamt

Norma-Kessler

Mitglied im Vorstand des Berufsverbandes – ein Ehrenamt, das ich nun sechs Jahre inne hatte. Und es war mir tatsächlich eine Ehre, als ich 2009 für dieses Amt vorgeschlagen wurde. Die damit verbundenen Aufgaben erforderten ein nicht unerhebliches Maß an Zeit, Energie und Engagement. Sie brachten aber auch viele Erfahrungen und Erkenntnisse.

Ressort Öffentlichkeitsarbeit
Innerhalb des Vorstands wurde mir das Ressort Öffentlichkeitsarbeit übertragen, das ich bereits in „meinem“ bayerischen Landesverband im Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) betreut hatte.
An ein solches Amt wird natürlich der Wunsch herangetragen, dem Verband zu mehr Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit zu verhelfen, über die Belange des Berufsstandes zu informieren und die große Bedeutung der Übersetzer und Dolmetscher für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft deutlich zu machen. Es ist ein breites Spektrum, Erfolge sind kaum in Zahlen zu messen, und immer wieder sind neue Ansätze erforderlich.

Was es nun nicht mehr geben wird:

  • Sitzungen in Berlin, Telefonkonferenzen und Besprechungen mit Vorstandskollegen
  • Interviews zu Belangen der Berufe für Zeitungen und Radio
  • intensive Gespräche und Briefings mit der externen PR-Beraterin des BDÜ
  • viele, viele E-Mails – nicht nur lesen, sondern auch beantworten
  • nach Möglichkeit alle Mitglieder im Auge behalten und das Ohr an der Branche haben

Was bleiben wird:

  • die Erkenntnisse aus vielen Begegnungen und Gesprächen
  • die einmaligen Erfahrungen aus der Vorbereitung und Durchführung eines internationalen Kongresses
  • viele Erkenntnisse über die Branche des Übersetzens und Dolmetschens
  • praktische Erfahrungen in Presse-, Medien- und Lobbyarbeit

… und wieder mehr Zeit für das Übersetzen von Fachbüchern und unsere Wieser & Keßler GbR

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Sprechtechnik richtig nutzen

Colorful lined office paper with clip and penOb langsam oder schnell, laut oder leise – wer beim Sprechen bestimmte Techniken einsetzt, kann gezielt Akzente setzen.

Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke, Pausen und Gesten können die Bedeutung des Gesagten unterstreichen.

Dies ist nicht nur bei Vorträgen oder Reden relevant, sondern auch bei wichtigen Gesprächen äußerst hilfreich.

 

Sprechtechnik

  • Unterschiedliche Lautstärke setzt Akzente.
  • Varianz im Tempo hebt Wichtiges von Unwichtigem ab.
  • Gestik macht Sprechweise lebendiger.
  • Artikulationsschärfe wirkt engagiert.
  • Pausen schaffen Dynamik.

Wer diese sprechtechnischen Mittel richtig nutzt, erleichtert seinem Publikum das Verstehen und aufmerksame Zuhören.

Mut zur Pause

  • Pausen erhöhen die Spannung und machen neugierig.
  • Pausen erleichtern das Verstehen.
  • Pausen vor oder nach Wichtigem erhöhen die Bedeutung.
  • Pausen gliedern die Rede.
  • Pausen schaffen Zeit zum Nachdenken.

Tipps

  • Sagen Sie Wichtiges langsam und eindringlich.
  • Artikulieren Sie deutlich.
  • Passen Sie Tempo und Lautstärke an Ihren Gesprächspartner an.
  • Sprechen Sie nie zu schnell.
  • Formulieren Sie kurze Sätze.
  • Senken Sie Ihre Stimme am Ende des Satzes. Damit wirken Sie bestimmter und überzeugender.

Auch diese Hinweise und Tipps stammen aus dem Seminar „Stimm- und Sprechtraining“ von www.parla.de, das ich vor mehreren Jahren besucht habe.

Bild Notizettel: © karandaev – Fotolia.com
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Dresden – Barock und noch viel mehr

Dresden StadtansichtSchon bei der Einfahrt in den Dresdner Bahnhof wird der Besucher mit dem berühmten Canaletto-Blick auf die Stadt und deren bekannten Sehenswürdigkeiten begrüßt. Es präsentiert sich die markante Silhouette mit Frauenkirche, Ständehausturm, Hofkirche, Rathausturm, Hausmannsturm und Kreuzkirche.
Dresden VorstadtillaAber nicht nur diese wieder aufgebauten prachtvollen Bauten sind sehenswert, sondern auch die Vielzahl bürgerlicher Stadtvillen in den verschiedenen Stadtvierteln. Ganze Straßenzüge mit Gründerzeitvillen – teils aufwändig saniert, teils noch sanierungsbedürftig – vermitteln einen recht authentischen Eindruck davon, wie man vor gut 100 Jahren in der Stadt lebte.
Dresden HellerauGeschichte schrieb die Siedlung Hellerau, deren Kern im Zuge der Gartenstadtbewegung entstand. Weit vor der Stadt baute man eine „Mustersiedlung“, die gesundes Wohnen, Arbeiten und Kultur miteinander verband. Die Idee vom Beginn des vergangenen Jahrhunderts scheint nach wie vor Gültigkeit zu haben. In dem Komplex sind bis heute die Deutschen Werkstätten und viele kleinere Unternehmen angesiedelt, und das Wohnumfeld erfüllt viele der sozialen und kulturellen Ansprüche.
Dresden SzeneviertelDie aktuelle Diskussion um innovative Wohn- und Arbeitsformen findet sich heute in der nördlichen Neustadt von Dresden – im „Szeneviertel“ um die Kunstpassage. Die meist zum Innenhof anspruchsvoll gestalteten Fassaden der sanierten Gebäude dokumentieren die Freude an Innovation und am Wohnen in diesem Quartier.

Als Fachübersetzerin für Architektur übersetze ich Texte über historische Bauten, aber auch über neue Entwicklungen. Ein Besuch in Dresden bietet viel Anschauungsmaterial, das von Gebäuden aus früheren Epochen bis zu zeitgenössischem, urbanem Wohnen reicht.

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Die Macht der Stimme

© kendrysdale - Fotolia.comUnsere Wirkung auf andere: 55% Körpersprache und Aussehen, 38% Stimme und Sprechtechnik, 7% Inhalt (aus: „Silent Messages“ von Prof. Albert Mehrabian). Am Telefon verschiebt sich das Verhältnis noch ungleich mehr. Dort werden wir fast ausschließlich durch unsere Stimme wahrgenommen.

Die Stimme – der Spiegel der Seele
Wie ein Mensch spricht, gibt Hinweise auf sein Alter, sein Geschlecht und seine Herkunft. Gleichzeitig erlaubt es aber auch einen Blick in sein Innerstes. Wer spricht, kann kaum verheimlichen, wie es ihm geht. Stimmung, Einstellung, Atmung und Persönlichkeit beeinflussen den Klang der Stimme und offenbaren höchst Intimes – Gefühle. Unsicherheit, Freude, Angst oder Stress sind für andere sofort hörbar.

Die Stimme – unsere Visitenkarte
In der Kommunikation wirkt die Stimme wie ein Schlüsselreiz, der innerhalb von Sekunden darüber entscheidet, ob und wie das Gesagte beim Anderen ankommt. Sie ist nicht nur ein wichtiges Werkzeug, um Botschaften zu vermitteln. Mithilfe unserer Stimme „bestimmen“ wir maßgeblich, wie wir auf andere wirken. Sie „verrät“, ob wir unsicher, gestresst oder ängstlich sind, oder lässt uns kompetent, überzeugend und sympathisch wirken.

Die Stimme – Instrument des Erfolgs
Hohe, piepsige Stimmen werden mit Unsicherheit und Schutzbedürftigkeit assoziiert, tiefe, sonore Stimmen hingegen als kompetent und vertrauenswürdig empfunden. Das gilt für Männer gleichermaßen wie für Frauen. Durch intensives Training ist es möglich, seine Stimmlage zu senken. Allerdings kann ein zu starkes Abweichen von der natürlichen Stimmlage auf das Gegenüber auch befremdlich wirken. Am besten klingt die Stimme in der Indifferenzlage. Diese natürliche Stimmlage erreicht man am einfachsten, indem man an ein gutes Essen denkt und ein wohliges „Mmmh“ brummt. Das gibt dann auch die Sicherheit, dass die Stimme zur eigenen Erscheinung passt und der Gesamteindruck stimmig ist.

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Morgengymnastik für die Stimme

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Die Stimme ist eines der wichtigsten „Güter“ von Dolmetschern.
Sie will und muss gehegt und gepflegt werden.
Mit Seufzen, Schnalzen, Kauen und Brummen kann man damit schon am frühen Morgen beginnen.

 

 

 

Haltungsaufbau und Atmung

  • mit dem Strecken, Dehnen und Lockern des Körpers beginnen,
  • dann Füße im Boden verwurzelt,
  • Oberkörper vornüber fallen lassen und Wirbel für Wirbel von unten nach oben wieder aufrichten,
  • anschließend ausgiebig seufzen (unterstützt mit einer Armbewegung von oben nach unten).

Lockerung der Artikulationswerkzeuge

  • Gesichtsmassage (Schläfen, Nacken, Stirn, Nasenbein, Augenbrauen, Wangen Lippen)
  • Grimassen schneiden (z.B. Mund und Augen weit aufreißen)
  • Gähnen (mit Stimme und offenem oder geschlossenen Mund)
  • Zungentraining (Zunge im geschlossenen Mund kreisen, schnalzen, lalala, tdtdtd oder kgkgkg von sich geben)
  • Daumensprechen (Daumen im Mund, verbessert die Artikulation)

Stimme zum Klingen bringen

  • Lungenbläschen auf „m“ locker klopfen und Vibration spüren
  • Tonübungen auf „ma“ oder „mo“ – Klangbogen nach unten und oben führen
  • Kauübungen: offen, ausgedehnt, mit Wohlgefühl, Übergang zu mnjam, mnjem
  • Im Alltag beständig brummen!

Zugegebenermaßen ist man bei diesen Übungen und den Geräuschen, die man von sich gibt, lieber alleine und unbeobachtet. In der Öffentlichkeit könnte das doch zu große Verwunderung hervorrufen.  Aber im Auto zum Dolmetscheinsatz kann man durchaus fröhlich Grimassen schneiden, Ton- und Kauübungen machen und vor sich hinbrummen, um dann bestens „eingestimmt“ zu dolmetschen.

Diese Tipps stammen übrigens aus dem Seminar „Stimm- und Sprechtraining“ von www.parla.de, das ich vor mehreren Jahren besucht habe.

Bild (Notizzettel): © Style-Photography – Fotolia.com
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