6. AIIC-Workshop „Dolmetscher für Dolmetscher“

m.wieser_2Viel Input, Impulse und Networking – so lässt sich der DfD-Workshop kurz zusammenfassen, der dieses Jahr in Köln stattfand. Hier teilten Dolmetscher ihr Wissen mit etwa 70 Dolmetscherkollegen und tauschten viele Tipps aus.

Neun Vorträge
In Blöcken zu 30 bzw. 45 Minuten gab es Einblicke in eine große Bandbreite an Themen, so unter anderem:

  • Stress und Stress-Management
    Der Schwerpunkt lag hier insbesondere auf dem Umgang mit Fehlern und Angst. Jeder macht Fehler. Sie gehören zum Erfolg. Entscheidend ist, sich durch Fehler nicht blockieren zu lassen und aus den Fehlern zu lernen.
  • „Fremdsprache“ Körpersprache
    Haltung, Mimik, Gestik, Kleidung, Stimme – mit allem senden wir Botschaften aus. Wichtig ist, diese Signale zu verstehen und zu nutzen. Ein erster Schritt ist, die Wirkung anderer auf sich selbst zu analysieren. In einem zweiten kann man die gewonnenen Erkenntnisse nutzen, um an der eigenen Wirkung auf andere zu arbeiten.
  • Erstellung von Gemeinschaftsglossaren
    Dolmetscher müssen sich häufig in kurzer Zeit in komplexe Themen einarbeiten. Anhand von Google Sheets wurde erläutert, wie man gemeinsam ein Glossar erstellen und  Wissen schneller und effizienter zusammentragen kann, von dem dann mehrere profitieren.
  • Zusammenarbeit von Dolmetscherteams im 21. Jahrhundert
    Das Internet , Smarthpones und die unglaubliche Vielzahl von Apps ermöglichen eine völlig neue Art der Zusammenarbeit. Problemlos kann man z.B. Kalender teilen, gemeinsam To-do-Listen bearbeiten, Dokumente unterwegs scannen usw. und so gemeinsam Dolmetscheinsätze organisieren.

Ein erfolgreiches Konzept
Ein solcher Workshop kann allerdings nur funktionieren, wenn viele bereit sind, dazu beizutragen. Dies gilt für Vorträge genauso wie für die vielen organisatorischen Aufgaben im Vorfeld und vor Ort. Und auch diesmal hat Almute Löber, die Fortbildungsbeauftragte der AIIC-Region Deutschland, mit ihrer herzlichen und liebenswürdigen Art souverän durch das Programm geführt. Es war ein perfekt organisierter Workshop mit vielen Inhalten, aber auch ausreichend Zeit für Gespräche mit Kollegen.

Der nächste AIIC-Workshop „Dolmetscher-für-Dolmetscher“ findet laut Ankündigung am 16. Juli 2016 in Berlin. Ich freue mich schon jetzt darauf!

Veröffentlicht unter FortbildungVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für 6. AIIC-Workshop „Dolmetscher für Dolmetscher“

Lampenfieber – jeder hat’s

Wer kennt es nicht? Der Herzschlag beschleunigt sich. Man schwitzt. Die Atmung wird flacher. Die Stimme zittert. Diese körperlichen Reaktionen sind Schutzmechanismen, um vor einer Gefahr zu flüchten oder sich verteidigen zu können. Einen Redner hingegen können sie blockieren, denn er kann – und will – letztlich nicht flüchten.

Gründe für Lampenfieber
Verursacht wird Lampenfieber vor allem durch die Angst, zu scheitern oder sich zu blamieren. Aus diesen Ängsten leitet das Gehirn eine Bedrohungssituation ab, und es wird massenhaft Adrenalin ausgeschüttet. Da aber weder für einen Redner noch für eine Dolmetscherin in dieser Situation Flucht in Frage kommt, muss man Strategien entwickeln, mit dieser Nervosität umzugehen.

Tipps zur Überwindung von Lampenfieber
Für einen guten „Auftritt“ braucht man Adrenalin. Es macht hellwach und schärft die Sinne. Es kommt allerdings auf die Dosierung an. In der richtigen Menge wirkt Adrenalin sogar wie Hirndoping.

Zu empfehlen ist

  • eine positive Haltung gegenüber der Nervosität
  • gute Vorbereitung
  • frühzeitiges Erscheinen am Veranstaltungsort
  • Smalltalk mit Zuhörern vor dem Beginn
  • Bewegung, um Fluchtmechanismus zu kompensieren und Spannung abzubauen
  • Blickkontakt mit freundlichen Gesichtern im Publikum

Interessant
Im Englischen heißt Lampenfieber stage fright, wörtlich übersetzt „Bühnenangst“, „Bühnenschrecken“. Die positive Konnotation des deutschen Begriffs „Fieber“, „fiebern“, also aufgeregtes Kribbeln, freudige Erwartung fehlt hier völlig.

Auch das Dolmetschen ist ein öffentlicher Auftritt. Sei es „nur“ als Stimme aus dem Off oder als Person und Stimme auf einer Bühne. Somit muss ich als Dolmetscherin auch mit Lampenfieber umgehen können. Die genannten Tipps sind erfahrungsgemäß eine große Hilfe. Insbesondere eine gute Vorbereitung und Zeitplanung am Einsatztag geben Sicherheit, so dass Adrenalin immer in der richtigen Dosierung vorhanden ist und ein Maximum an Leistung abgerufen werden kann.

Bild: www.fotolia.com
Veröffentlicht unter DolmetschenVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für Lampenfieber – jeder hat’s

Irgendwann ist jeder Urlaub zu Ende

Back to Work reminder on a wall calendarÜberquellendes E-Mail-Postfach, voller Anrufbeantworter, zu beantwortende Anfragen, Stapel von Post, offene Projekte, Liegengebliebenes. Das erwartet die meisten nach dem Urlaub. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, und das schöne Urlaubsgefühl ist viel zu schnell dahin. Nicht so bei uns.

Stellvertreterregelung
Wir stellen sicher, dass eine von uns immer im Büro ist und wir uns problemlos vertreten können. Das Telefon wird umgestellt und Zugriff auf E-Mails, Kalender und Kontakte gewährt. Und in ganz dringenden Fällen kontaktieren wir die andere im Urlaub.

Vorteil für den Kunden
• Es ist immer jemand erreichbar.
• Mails werden persönlich und nicht nur mit einer Urlaubsnotiz beantwortet.
• Terminabsprachen sind jederzeit möglich.
• Auf wichtige Schreiben wird sofort reagiert.

Vorteil für die Urlaubs-Rückkehrerin
• Die E-Mailfut ist schon vorsortiert.
• Eine To-do-Liste liegt bereit.
• Man kann sich in Ruhe einen Überblick verschaffen.
• Der Übergang vom Urlaub in die Arbeit ist entspannter.

Motivation statt Post-Holiday-Syndrom
Natürlich fällt es uns auch nicht immer ganz leicht, nach dem Urlaub wieder an den Schreibtisch zurückzukehren. Aber unsere Stellvertreterregelung erleichtert den Wiedereinstieg ganz ungemein. Es gibt keine unüberschaubaren Berge von Unerledigtem. Wir müssen nicht gleich wieder „Vollgas“ geben und können uns so die wertvolle Erholung länger bewahren.
Und wenn dann auch gleich schon der erste Auftrag auf dem Tisch liegt, kann es gut erholt und motiviert wieder an die Arbeit gehen.

Bild: www.fotolia.com 
Veröffentlicht unter AllgemeinVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für Irgendwann ist jeder Urlaub zu Ende

Sommergrüße

Inflatable palm tree in the water

 

 

Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern
einen schönen Sommer und erholsame Ferien.

Bild: © l’arki – Fotolia.com
Veröffentlicht unter AllgemeinVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für Sommergrüße

VKD Summer Camp – Dolmetscher als Unternehmer

Martina Wieser KonferenzdolmetscherinKunden auf Augenhöhe begegnen, stimmig die eigene Marke präsentieren, unternehmerische Ziele definieren, profitabel arbeiten, rechtliche Rahmenbedingungen kennen – das waren die Kernthemen der vom Verband der Konferenzdolmetscher organisierten und hervorragend konzipierten 4-tägigen Fortbildung.

Unternehmerisches Denken
Konferenzdolmetscher haben mit ihrem Universitätsabschluss eine hohe Kompetenz im Simultan- und Konsekutivdolmetschen erworben, nicht aber unbedingt unternehmerisches Wissen. Doch will man in dieser Branche freiberuflich tätig sein und Erfolg haben, muss man nicht nur ein guter Konferenzdolmetscher, sondern auch ein guter Unternehmer sein. Auch wenn man mit der Zeit viel Erfahrung sammelt, sind themenbezogene Fortbildungen und Selbstreflektion unerlässlich.

Kundenorientiertes Verkaufen
Entscheidend ist, was der Kunde möchte. Somit müssen zunächst die Ziele und Erwartungen des Kunden durch Nachfragen ermittelt werden. Dabei sind genaues Zuhören und Verständnis für den Kunden sehr wichtig. Hat man sich ein Bild vom Bedarf des Kunden gemacht, kann man eine Lösung anbieten, die den Nutzen der eigenen Leistung für das Erreichen des Gesamtziels deutlich macht.

Fazit
Am eigenen Markenauftritt und an der eigenen unternehmerischen Kompetenz kann man gar nicht genug feilen – auch nach 20 Jahren im Beruf. Für mich war es eine große Bereicherung, mich in Vorträgen, Gruppenarbeiten und Rollenspielen in insgesamt sieben themenbezogenen Modulen mit dem Unternehmersein vier Tage lang intensiv auseinanderzusetzen. Praktischer Nebeneffekt: Das ebenfalls so wichtige Networking ergibt sich in den Kleingruppen und Pausen dabei fast von selbst.

Veröffentlicht unter FortbildungVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für VKD Summer Camp – Dolmetscher als Unternehmer

Dolmetschen im Wandschrank

m.wieser_2Drangvolle Enge, keine Belüftung, wenig Licht, keine „Durchsicht“. Für das Innere eines Wandschranks sind solche Bedingungen nichts Besonderes. Trifft diese Beschreibung aber auf eine Dolmetschkabine zu, stellt das durchaus ein Problem dar.

Schemenhafte Gestalten
Kürzlich hatte ich den Fall, dass die Dolmetschkabinen in eine Zwischenwand eingebaut und so schmal und klein waren, dass man sich nur einzeln, nacheinander hineinschieben konnte. Belüftung gab es keine. Die Glasscheibe zum Konferenzsaal war verspiegelt. Die Teilnehmer sollten die Dolmetscher nicht sehen. Leider konnten aber die Dolmetscher auch die Teilnehmer nicht sehen, sondern nur schemenhaft wahrnehmen.

Ortsfeste Kabinen
Die Erfahrung zeigt, dass gerade bei kleineren Veranstaltern oder Unternehmen vor Ort eingebaute Kabinen in den seltensten Fällen den Anforderungen ISO-Norm 2603 über ortsfeste Kabinen für das Simultandolmetschen entsprechen. Dort trifft man dann häufig auf winzige, wandschrankähnliche Kammern ohne Luft, Licht und – wie jetzt im Sommer – häufig mit backofenähnlichen Temperaturen.

Gute Arbeitsbedingungen
Die AIIC, der internationale Verband der Konferenzdolmetscher, hat für die Planung und den Bau von Dolmetschkabinen Leitlinien für Architekten, Planer und Entwickler von Konferenzeinrichtungen herausgegeben. Hierbei geht es in erster Linie um

– die richtige Positionierung der Kabinen im Saal

– eine ausreichende Größe der Kabinen

– gute Sicht aus der Kabine auf die Redner

– Klimatisierung/Belüftung der Kabine

– Schalldämmung und Akustik der Kabine

– Kabinenbeleuchtung

– Möglichkeit der Kommunikation mit dem Techniker sowie

– einen vernünftigen Zugang zu den Kabinen.

Beim Simultandolmetschen muss mit höchster Konzentration qualitativ hochwertige Leistung erbracht werden. Dient ein Wandschrank als Arbeitsplatz, ist das schlichtweg nicht möglich.

Veröffentlicht unter SimultandolmetschenVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für Dolmetschen im Wandschrank

3D-Druck – alles aus dem Drucker

3d printer, printing houseGebäude und Brücken, Ohren und Nasen, Ersatzteile und Dekoartikel aus dem Drucker. Was noch vor wenigen Jahren wie Zukunftsmusik klang, wird nun Realität.

Individualisierte Designer-Objekte
Als ich vor gut einem Jahr einen Aufsatz über den Designer Konstantin Grcic für dessen Ausstellung „Panorama“ im Vitra Design Museum übersetzte, überraschten mich seine Überlegungen zum Thema 3D-Druck. Es könnte sein, dass der Designer in Zukunft ein Objekt, etwa eine Teekanne, „nur“ noch digital entwirft und gestaltet und dann das Objekt vom Endverbraucher hinsichtlich Farbe, Muster und Einzelelementen individualisiert werden kann. Danach wird dieses Objekt dann im Kopiershop nebenan mit einem 3D-Drucker ausgedruckt – und fertig ist das Designerteil. Was das für Urheberrechte, die Zukunft professioneller Designer und das Crowdsourcing bedeutet, ist noch einmal ein ganz eigenes (Blog-)Thema.

Brücke und Bürogebäude aus dem Drucker
Ganz aktuell sind die Meldungen über Pläne, in Amsterdam eine Brücke und in Dubai ein Bürogebäude mittels 3D-Druck zu errichten. Ein 3D-Drucker fertigt dreidimensionale Werkstücke aus einem in der Regel flüssigen Material durch schichtweises Aufspritzen. Als Materialen kommen unter anderem Kunststoffe, aber auch Zellmaterial oder Metall zur Anwendung.

Überdimensionale Drucker
Die Brücke in Amsterdam soll aus Stahl, der auf 1500 °C erhitzt wird, gedruckt werden, Bauarbeiter werden hierfür nicht mehr gebraucht. Das Bürogebäude in Dubai soll aus verstärkten Werkstoffen wie Beton und Gips sowie Kunststoffen entstehen. Und damit nicht genug, auch die Einrichtung selbst soll ebenfalls aus dem Drucker kommen. Neben den vielen materialtechnischen und konstruktiven Herausforderungen bildet derzeit auch noch die begrenzte Größe der Drucker ein Problem. Während in Amsterdam der Drucker mit dem Bau- bzw. Druckfortschritt mitwandert, sollen in Dubai vor Ort bis zu sechs Meter große Elemente gedruckt werden, die dann zusammengesetzt werden.

Es ist sehr spannend, inwieweit der 3D-Druck die Bauindustrie revolutionieren wird, denn – so die Hoffnungen – es sollen damit auch Produktionszeiten verkürzt und Material eingespart werden.

Bild: fotolia, 3d printer, printing house © belekekin
Veröffentlicht unter ArchitekturVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für 3D-Druck – alles aus dem Drucker

Keith Haring – Gegen den Strich

Keith Haring CoverWenn man den Namen Keith Haring hört, denkt man sofort an Strichmännchen, den bellenden Hund und Muster, die einen fast schwindelig machen.

Die Ausstellung „Gegen den Strich“ in der Kunsthalle in München zeigt all dies und noch viel mehr. Denn der Künstler dekorierte nicht nur, sondern setzte seine Kunst auch gezielt für politische Aussagen und sein Engagement für Gleichberechtigung ein. Als Übersetzerin von mehreren Aufsätzen in dem begleitenden Katalog begeisterten mich vor allem die Beschreibungen von den Anfängen seiner Kunst in der New Yorker U-Bahn sowie von den vielen außergewöhnlichen Inspirationsquellen.

Subway-Zeichnungen
Als Keith Haring nach New York kam, sah er, dass in der U-Bahn gelegentlich Werbeplakate mit schwarzem Papier überklebt wurden. Die Mietzeit für das Aushängen der Plakate war abgelaufen, und daher wurden sie einfach abgedeckt. Haring erinnerten diese Flächen an Tafeln, und er malte mit Kreide seine ersten typischen Motive darauf. Wenn die Fläche wieder neu vermietet wurde, verschwanden seine Zeichnungen. In der Zwischenzeit aber sorgten sie für die Belustigung der Passanten und eine fröhliche Gestaltung der eher tristen Gänge. Diese Kunst lebte von ihrer Vergänglichkeit. Als die Bilder aber zunehmend von Sammlern aus den Rahmen geschnitten wurden, verloren sie für Haring genau diesen Reiz.

Tanz und Kunst
Keith Haring liebte den Tanz, vor allem den Breakdance. Die zum Teil recht komplexen Moves der Tänzer setzte Haring in seinen Zeichnungen um. Gleichzeitig schaffte er es auch, die elektrisierende Stimmung auf dem Dancefloor in diesen Zeichnungen einzufangen. Und auch die Tänzer selbst wurden zu seinen Kunstobjekten. So dienten die Körper von Choreograf und Tänzer Bill T. Jones und der Sängerin Grace Jones als ‚Leinwand‘ für seine Zeichnungen. Im Musikvideo zum Song von Grace Jones „I’m not Perfect (But I’m Perfect for You)“ sind Bodypaintings und Gestaltungen von Keith Haring Teil der Inszenierung.

Bild: Cover des Ausstellungskatalogs: Emily Ansenk, Dieter Buchhart, Roger Diederen (Hrg.), Keith Haring. Gegen den Strich, Prestel Verlag, München 2015
Veröffentlicht unter KunstVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für Keith Haring – Gegen den Strich

Auf dem Podium

Brandenburger-Tor4Es war ein spannender Gesprächsabend im Haus der Kulturen in Berlin zur „Rolle von Deutsch als Arbeits- und Verhandlungssprache in den Institutionen der EU – Chancen, Ziele, Perspektiven“. Veranstalter dieser Runde war das Goethe-Institut, zu dem ich durch die Initiative DEUTSCH 3.0 – Partner des Translation Slam beim FIT-Weltkongress 2014 in Berlin – Kontakt bekommen hatte.

Die Teilnehmer
Auf dem Podium saßen Laura Tarragona-Sáez, Referatsleiterin für Kommunikation und Attraktivität des Europäischen Amts für Personalauswahl und in Mexiko geborene Spanierin, Andris Piebalgs, Politiker, Diplomat und ehemaliger Energiekommissar und ehemaliger Kommissar für Entwicklung der EU aus Lettland, sowie ich als Vertreterin der Berufsgruppe der Übersetzer und Dolmetscher. Die Moderation hatte Rosa Omeñaca-Prado übernommen. Im Publikum saßen hauptsächlich Teilnehmer der anspruchsvollen Deutschkurse des Goethe-Instituts im Rahmen des Europanetzwerks Deutsch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der EU oder ausländischen Ministerien.

Die deutsche Sprache
Obwohl Deutsch neben Englisch und Französisch eine der Arbeitssprachen der EU-Kommission ist, wird bei Gesprächen und Verhandlungen in der EU immer seltener Deutsch gesprochen. Die Gründe sind vielfältig, aber einig waren sich alle, dass Deutsche und Deutschsprachige weitaus mehr darauf drängen sollten, die deutsche Sprache auch tatsächlich zu benutzen. Mir als eine der wenigen Anwesenden, die nicht in der EU beschäftigt ist, blieb es zu betonen, dass eine Akzeptanz in der Bevölkerung für die Themen der EU nur dann geschaffen werden kann, wenn Dokumente, Websites und Beiträge in die jeweilige Landessprache übersetzt oder gedolmetscht werden. Eine Forderung, die auch der Generalsekretär des Goethe-Institutes, Johannes Ebert, sowie Peter Ptassek, Beauftragter für Grundsatzfragen der EU, Gemeinschaftspolitiken und strategische Koordinierung im Auswärtigen Amt, in ihren einführenden Worten erhoben.

Ein interessantes Gespräch, das die Moderatorin sehr lebendig gestaltete; und gerade mir als weniger versiertem Podiumsgast gab sie das Gefühl, mit meinen Anliegen gut aufgehoben zu sein.

Veröffentlicht unter SprachenVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für Auf dem Podium

G7, Dolmetscher und Gamsbärte

Traditioneller Filzhut mit Gamsbart, freigestelltWeißbier, Brez’n, Weißwurst, Dirndl und Trachten. Beim Auftakt zum G7-Gipfel ging es zünftig bayerisch zu. Von den Dolmetschern wurden abgesehen von den üblichen Herausforderungen bei diesem Rahmenprogramm ganz spezielle interkulturelle Kompetenzen gefordert.

Die Süddeutsche Zeitung erläutert dies in einem Artikel vom 8. Juni 2015 anhand eines ganz konkreten Beispiels, das wohl nicht nur den US-amerikanischen Präsidenten in Erstaunen versetzt hat, sondern sicherlich auch so mancher nördlich des Weißwurstäquators nicht wüsste.

Sprachliches Schmankerl
Beim Empfang im niederbayerischen Krün hat sich Obama unter anderem auch für die „Staubwedel auf den Hüten“, wie die Süddeutsche es nannte, interessiert. Eine echte Herausforderung, da es kein englisches Wort für Gamsbart gibt. Aber die Dolmetscherin „findet offenkundig eine brauchbare Umschreibung und deutet dazu auf ihren Rücken, was an der Stelle sein dürfte, wo sie erklärt, dass die Haare für den Bart vom Rücken der Gams stammen“, so der Journalist in der SZ. Diese Erläuterung ist durchaus bemerkenswert und zeigt deutlich, wie wichtig es ist, sich als Dolmetscherin zielgerichtet auf einen Einsatz vorzubereiten und aus einem umfangreichen Allgemeinwissen schöpfen zu können.

Kulinarisches Schmankerl
Auch die Bestandteile eines typischen bayerischen Frühstücks sind sprachlich nicht ganz so einfach zu vermitteln. Im britischen Independent steht zu lesen: „A proper Weisswurst Fruhstuck (breakfast) includes boiled sausages with sweet mustard, freshly-baked pretzels and wheat beer.“ Nach einem Leckerbissen klingt das nicht gerade. Hier würde ich beim Dolmetschen doch eher zur Kurzvariante von „traditional Bavarian beer and sausages“ tendieren.

Fazit
Als Dolmetscherin muss man immer eine sprachliche Lösung bieten und sehr flexibel und kreativ auf die unterschiedlichsten Situationen reagieren können. Bei vermeintlich „Unübersetzbarem“ gilt es entweder beschreibend tätig zu werden und/oder die „richtigen“ Assoziationen zu wecken, damit im Kopf des Zuhörers ein möglichst ähnliches „Bild“ entsteht.

© Bild: www.fotolia.com
Veröffentlicht unter DolmetschenVerschlagwortet mit Kommentare deaktiviert für G7, Dolmetscher und Gamsbärte