Zufallsfund in Paris

MetreEtalon_mittelMein Besuch vergangenes Wochenende in Paris hatte keinen touristischen Hintergrund, sondern ich fuhr als Vertreterin unseres Berufsverbandes BDÜ zu einer Vorstandssitzung des internationalen Übersetzer- und Dolmetscherverbandes FIT.

Métre Etalon
Am Ankunftstag war abends noch Zeit für einen kleinen Spaziergang durch das Montparnasse-Viertel und um das Palais du Luxembourg, dessen schöner Park allerdings leider schon um 18 Uhr geschlossen wurde. In der angrenzenden Rue de Vaugirard unter den Arkaden eines mächtigen Gebäudes fiel ein eher unscheinbarer, überdachter Marmorblock ins Auge, der sich als interessanter Zufallsfund erwies – ein Referenzstein für die Ende des 18. Jahrhunderts neu eingeführte Maßeinheit „Meter“.

Das neue Maß
Anfang der 1790er-Jahre beschloss die verfassungsgebende Versammlung in Paris die Einführung eines einheitlichen Längenmaßsystems auf der Grundlage des Erdmeridianquadranten (Strecke vom Pol zum Äquator). Das neue, später als mètre bezeichnete Längenmaß sollte der zehnmillionste Teil davon sein. Das Wort selbst ist an das griechische métron (Maß) angelehnt.

MetreEtalon_Tafel_mittel220 Jahre alt
Trotz der Unruhen der Französischen Revolution wurde das Projekt beharrlich weiterverfolgt. Um die Neuerung in der Bevölkerung zu verankern und um ihnen eine Referenz für die Länge von einem Meter und seinen Untereinheiten zu geben, wurden in ganz Paris 16 Referenzsteine aufgehängt. Von diesen 220 Jahre alten Steinen sind nur noch zwei Stück erhalten, und der sogenannte „Mètre Etalon“ an der Rue de Vaurirard ist der einzige, der noch an seinem Originalstandort hängt.

Es dauerte fast noch ein ganzes Jahrhundert, bis in Deutschland und auch in vielen anderen europäischen Ländern dieses einheitliche Längenmaß eingeführt wurde, das aus unserem Leben heute kaum noch wegzudenken ist.

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