Interkulturelle Kommunikation im Gerichtssaal

Was ist überhaupt Kultur? Inwieweit werden unsere Eindrücke von anderen Menschen durch unsere eigene kulturelle Prägung beeinflusst? Welche Konsequenzen hat dies alles, wenn in zwei Sprachen kommuniziert wird?

Unterschiedliche Kulturwelten
Zu diesen und vielen weiteren Fragen lieferte die Veranstaltung zum 20-jährigen Bestehen unserer BDÜ-Regionalgruppe Aschaffenburg interessante Einsichten. Unsere Kollegin Stefanie Stoll referierte über den Kulturbegriff und dessen Vielschichtigkeit. Jeder einzelne von uns bewegt sich mühelos in unterschiedlichen Kulturwelten – bei der Arbeit, im Sportverein, in der Familie. Wir kennen das jeweilige Setting und verhalten uns entsprechend. Aber was ist, wenn wir mit anderen Kulturen konfrontiert werden. Dann müssen wir erst einmal lernen, wie dort die Gepflogenheiten sind – uns die Unterschiede bewusst machen und entsprechend reagieren.

An diesen Gedanken knüpfte der Vortrag des Richters am Arbeitsgericht Stuttgart, Ünal Yalçin, an. Als Richter muss er die Aussagen von Personen einordnen und bewerten. Hierbei kann es hilfreich sein, kulturelle Hintergründe und Unterschiede zu kennen. Trotzdem ist es vorrangiges Ziel eines Gerichts, die Wahrheit herauszufinden und ein Urteil nach Recht und Gesetz zu fällen.

Was Richter von Dolmetschern erwarten
Wenn zu diesen kulturellen Unterschieden dann auch sprachliche Hürden kommen, wird es noch schwieriger. Die Direktorin des Amtsgerichts Velbert a.D., Andrea Kaminski, ist sehr vertraut mit dem Einsatz von Dolmetschern bei Gericht und benannte in ihrem Vortrag klar, was für sie als Richterin eine gute Verdolmetschung ist. Sie sollte neutral und sprachlich kompetent sowie zügig, aber nicht gehetzt sein. Wenn kulturelle Missverständnisse drohen, sollte der Dolmetscher unbedingt darauf hinweisen. Und sie forderte die Dolmetscherinnen und Dolmetscher bei Gericht auf, ihre Rolle bei einer Verhandlung selbstbewusst auszufüllen.

Ein Podiumsgespräch gab Einblick in den Arbeitsalltag einer Gerichtsdolmetscherin und ermöglichte die vertiefende Erörterung einzelner Aspekte der Vorträge. Der anschließende Sektempfang bot Gelegenheit zu interessanten Gesprächen und war ein gelungener Abschluss einer sehr interessanten Veranstaltung.

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